„Danach ist Davor“ zeigt die realen Konsequenzen auf, die Frauen (und Männer) in unserer Gesellschaft erfahren müssen, weil ihnen nach einer Verhütungspanne oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr das notwendige und richtige Wissen über die Pille danach und ihre Anwendung fehlt.
Gesellschaftliche Stigma, Vorurteile und Fehlinformationen erzeugen Unsicherheit und Scham und können in letzter Konsequenz auch zu deutlich mehr ungeplanten Schwangerschaften – und dadurch auch unmittelbar zu einer erhöhten Anzahl an Schwangerschaftsabbrüchen führen.
Die Initiative dient aber nicht nur der breiten Aufklärung, sondern enthält auch eine klare Botschaft an die Politik, indem sie die Streichung des Werbeverbots für Notfallkontrazeptiva aus dem Heilmittelwerbegesetz fordert. Nurwennichesweiss will damit der Politik vermitteln, dass eine Aufhebung des Werbeverbots nicht nur die längst überfällige Umsetzung einer (frauen-)gesundheitspolitischen Notwendigkeit bedeutet, sondern auch nachweislich Betroffene in Deutschland vor ungeplanten Schwangerschaften schützen kann.
Die Initiative wird unterstützt durch das #nurwennichesweiss Partnernetzwerk, insbesondere über gemeinsame Aktionen mit FRAUEN100 und FAQ Health.
Um der politischen Forderung nach einer Abschaffung des Werbeverbots noch mehr Nachdruck zu verleihen, sollten die Motive der Kampagne auch gezielt im Berliner Regierungsviertel sichtbar sein. Die Buchungen wurden kurz vor dem Start der Kampagne vom Anbieter storniert. Ein Ausdruck der starken Verunsicherung und Stigmas rund um die Pille danach, ausgelöst durch das Werbeverbot – obwohl die Aufklärungsplakate selbst,
produkt- und unternehmensneutrale Inhalte kommunizieren.
Dies hat uns nur noch mehr motiviert, mehr Sichtbarkeit für die Relevanz und die Notwendigkeit der Abschaffung des Werbeverbotes zu schaffen.
Die Pille danach ist das einzige Medikament in Deutschland, das zwar rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich ist und wofür trotzdem keine Werbung gemacht werden darf.
Im Jahr 2015 wurden Notfallkontrazeptiva, wie die Pille danach, von der Europäischen Kommission aus der Rezeptpflicht entlassen. Seitdem ist die Pille danach in jeder Apotheke rezeptfrei erhältlich. Im Zuge der nationalen Umsetzung dieser EU-Regulierung in deutsches Recht wurde damals im §10 Abs. 2 HWG ein zusätzlicher Halbsatz eingeführt, der Werbung ausschließlich für Notfallkontrazeptiva verbietet. Im Gesetzestext wird dieses nachweislich gute verträgliche Medikament sogar in einem Atemzug mit Wirkstoffen genannt, die zu einer Abhängigkeit führen können und deswegen nicht beworben werden dürfen. Eine völlig unverhältnismäßige Gleichstellung, die vorherrschende Vorurteile und Stigma über die Pille danach nur noch weiter befeuern und in letzter Konsequenz dazu führen, dass viele Frauen den Gang zur Apotheke meiden und stattdessen das Risiko einer ungeplanten Schwangerschaft eingehen.
Hier gibt es nähere Informationen zum Werbeverbot.
Mit diesem Werbeverbot und der dadurch entstehenden Tabuisierung von Notfallverhütung nimmt Deutschland seit nunmehr 10 Jahren eine Sonderrolle in Europa ein. Werbeverbote gelten innerhalb der EU sonst nur noch in Polen und Ungarn. Wobei in beiden Ländern die Pille danach auch weiterhin nicht ohne Rezept erhältlich ist. Zum Vergleich: in Schweden und Norwegen wird die Pille danach neben Apotheken, auch in Supermärkten und
Tankstellen verkauft.
Fehlinformationen und Vorurteile verzerren die öffentliche Wahrnehmung über die Pille danach – ein Arzneimittel, das von der Weltgesundheitsorganisation als unentbehrlich klassifiziert wird. Führt man sich in diesem Zusammenhang noch einmal die steigende Zahl der ungeplanten Schwangerschaften und damit auch der Schwangerschaftsabbrüche vor Augen, wird klar: Der Wissensstand zum Thema Notfallverhütung in Deutschland ist nicht ausreichend, um ungeplante Schwangerschaften signifikant zu reduzieren.
Quellen: